Prof. Dr. Francine Giese, SNF-Förderungsprofessorin, Kunsthistorisches Institut, UZH
Dr. Sarah Keller, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Vitrocentre Romont
«Magisches Licht» – mit diesen Worten beschrieb der Berner Architekt und Orientreisende Theodor Zeerleder (1820-1868) die Glasfenster Kairoer Wohnhäuser, die er während seines ersten Kairo-Aufenthalts von Januar bis März 1848 untersuchte und im 1855 vollendeten, orientalischen Rauchzimmer (Selamlik) von Schloss Oberhofen nachbilden sollte. Dass er damit einem damals weitverbreiteten Trend folgte, zeigt der Vergleich mit anderen neo-islamischen Bauten und Interieurs des 19. Jh. und beginnenden 20. Jh. Beispiele sind etwa die Wilhelma in Stuttgart-Bad Cannstatt (Ludwig von Zanth, 1842-1865), der Maurische Kiosk im Park von Schloss Linderhof (Carl von Diebitsch, 1867) oder das Moser-Fumoir von Schloss Charlottenfels (Henri Saladin, 1907-1909), das sich heute im Bernischen Historischen Museum befindet.
Wie es zu diesem Trend neo-islamischer Glasfenster in Europa kam, ist bisher kaum untersucht. Im Science Café werden anhand von Schaustücken aus dem Vitrocentre Romont erste Ergebnisse des am Kunsthistorischen Institut der Universität Zürich angesiedelten SNF-Projektes «Mudejarismo und maurisches Revival in Europa» präsentiert. So zeigen wir zum Beispiel, welche Motive aus der islamischen Architektur im Westen übernommen wurden, welche Ornamente die neo-islamischen Glasfenster zierten und wie diese technisch hergestellt wurden. Anhand zeitgenössischer Quellen soll ausserdem die Bedeutung von farbigem Licht in der neo-islamischen Architektur besprochen werden. Im Anschluss an die Kurzvorlesung haben die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, ausgewählte Beispielobjekte aus dem Vitromusée Romont aus der Nähe zu betrachten.
www.khist.uzh.ch/kol/giese/project.html
www.transculturalstudies.ch