Gesicherte Ernährung, bessere Hygiene und mehr Wohlstand haben in den vergangenen 100 Jahren dazu geführt, dass die Menschen in der Schweiz immer gesünder und grösser geworden sind. Seit zwanzig Jahren werden wir jedoch auch immer dicker. Das schafft neue gesundheitliche Probleme.
Von der menschlichen Körperform lässt sich auf den Gesundheitszustand und den Wohlstand einer Gesellschaft schliessen, bzw. das allgemeine Gesundheitsniveau schlägt sich in der Körperform nieder. So sind die Menschen in den Industrieländern heute grösser und dicker als vor rund 100 Jahren, als Mangelernährung ein weit verbreitetes Problem war.
Im 19. Jahrhundert war die Schweiz eine von Versorgungsschwankungen geprägte Agrargesellschaft. Übergewicht war höheren Schichten vorbehalten und Adipositas fast unbekannt, dagegen waren vier Mal mehr Rekruten untergewichtig als heute. In der heutigen Konsumgesellschaft stossen wir einerseits an die genetischen Obergrenzen des Grössenwachstums: Seit 1875 hat die Durchschnittsgrösse in der Schweiz um rund 15cm zugenommen, wobei die Grössenzunahme in den letzten Jahrzehnten abbremst. Die nach wie vor konstant überschüssige Energie führt aber andererseits dazu, dass wir zunehmend in die Breite wachsen. So nimmt der Körperfettanteil seit zwanzig Jahren in zuvor nicht gekanntem Ausmasse zu.
Welche Faktoren diese Veränderungen in welchem Masse beeinflussen, ist noch nicht restlos geklärt. Für das Grössenwachstum spielen neben genetischen Faktoren veränderte Umwelteinflüsse, vor allem die Ernährung (mehr Kalorien, mehr Milch), Bewegung, weniger Infektionskrankheiten, bessere Hygiene, sowie der Lebensstandard (höhere Reallöhne) eine Schlüsselrolle. Für die zunehmende Übergewichtsepidemie wird das Missverhältnis zwischen Energieaufnahme und -verbrauch verantwortlich gemacht.
An der Scientifica präsentieren wir Ihnen die allerneusten Zahlen zur Körpergrösse und zum Body Mass Index in der Schweiz. Sie können Ihre Masse vergleichen mit aktuellen und historischen Zahlen. Sind Sie grösser, kleiner, dünner oder dicker als der Durchschnitt? Und wie hätte das vor 100 Jahren ausgesehen?
Dr. Kaspar Staub
Dr. Martin Häusler
Joel Floris
Prof. Dr. Ulrich Woitek
Prof. Dr. Frank Rühli