Die Ergründung religiöser Wahrheit ist seit je her eine starke Antriebskraft für die Menschen. Diese Energie wird häufig für die Verteidigung der eigenen und die Abwertung von fremden Religionen eingesetzt – im Mittelalter genauso wie heute.
Ein für den Menschen zentraler Moment des Antriebs und der Energie ist die Ergründung und Verteidigung von Wissen und Wahrheit. Besonders gross ist diese Energie, wenn es um religiöse Wahrheit geht, die mit den Auffassungen von Andersgläubigen im Widerspruch steht.
Im christlichen Mittelalter wurde diese Auseinandersetzung – neben den gewaltsamen und rituellen Konfrontationen mit den «Heiden» – auch mit Worten geführt und vor allem in Texten und Bildern inszeniert und bis heute überliefert.
Die Ausstellung zeigt auf, welche Strategien zur Vermittlung und Verteidigung religiöser Wahrheiten im Mittelalter eingesetzt wurden. Häufig sind dabei einerseits Formen der Selbstvergewisserung und andererseits Strategien der Abwertung des Anderen. Es geht unter anderem um folgende Fragen: Wie werden eigene Glaubenssätze bestärkt und fremde religiöse Inhalte abgewertet, karikiert, verkehrt und instrumentalisiert? In welchem Verhältnis steht die argumentative Verteidigung der eigenen religiösen Überzeugung zur gewaltsamen?
Der Dialog zwischen den Religionen nimmt auch in der heutigen Politik und Gesellschaft einen wichtigen Platz ein. Anhand der historischen Beispiele können Bezüge zu aktuellen Formen und Ausprägungen interreligiösen Begegnungen gemacht werden.
An der Scientifica können Sie hören, wie ein religiöser Disput zwischen Vertretern unterschiedlicher Glaubensrichtungen im Mittelalter geklungen hat. Dazu bieten Ihnen Bild- und Textdokumente eine systematische Übersicht über unterschiedliche Strategien der argumentativen Wahrheitsbehauptung. Kinder, welche den Stand besuchen, erhalten bei einem Memory Eindrücke aus mittelalterlichen Buchillustrationen zum Thema.
Prof. Mireille Schnyder
Susanne Baumgartner