Was können wir von Mumien lernen?

Mumien sind Ausdruck für den Trieb des Menschen, seine Vergänglichkeit zu überwinden. Am Zentrum für Evolutionäre Medizin der UZH werden Mumien mit hochmodernen Technologien untersucht, um Aufschluss über die Entwicklung von Krankheiten zu erlangen.

Oetzi

Die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens, beziehungsweise ihre Überwindung ist eine der grossen Antriebskräfte, die den Einzelnen, aber auch Kulturen und Religionen prägt. Der Wunsch, den menschlichen Körper über den Tod hinaus zu erhalten, hat in vielen Kulturen dazu geführt, dass die Leichname nach komplexen Verfahren mumifiziert wurden und so der Nachwelt erhalten bleiben. Diese Mumien sind nicht nur Zeugen der religiösen Vorstellungen der jeweiligen Gesellschaften, sondern sie können uns heute Antworten auf Fragen geben, die uns seit jeher beschäftigen: Wie lange bleibt unser Körper erhalten? Was passiert mit der DNA nach unserem Tod? Besitzen wir Überreste unserer evolutionären Vergangenheit? Wie haben sich unsere Krankheiten über Jahrtausende verändert?

Mumien sind deshalb nicht nur für Historiker, sondern auch für Mediziner interessant. Dank hochmoderner Verfahren können wir heute präzise in Mumien hineinblicken, ohne Sie auszuwickeln. Möglich machen dies bildgebende Verfahren wie das konventionelle Röntgen, die Computertomografie (CT), Magnetresonanz Imaging (MRI), und auch Terahertz-Systeme («Nackt-Scanner»-Technologie) werden dazu verwendet. An der Scientifica können Sie selber auf elektronische Weise eine Mumie auswickeln, ohne sie zu berühren.

Das Zentrum für Evolutionäre Medizin am Anatomischen Institut der Universität Zürich erforscht Mumien, weil sie uns Aufschluss geben können über die Lebensbedingungen der Vorzeit, aber auch über die Evolution heutiger Krankheiten. Im neuen, hochmodernen Labor der UZH wird dafür unter anderem bis 4000 Jahre alte DNA untersucht. Einzigartig an Mumien ist, dass nicht nur die Knochen, sondern auch Weichteil-Gewebe und oft innere Organe erhalten sind. Sie können mit modernen Methoden erforscht werden und enthalten oft genetische Hinweise auf Infektionskrankheiten, die uns auch heute noch befallen.

Beteiligte

PD Frank Rühli
Bettina M. Kreissl Lonfat
Dr. Roger Seiler
Elena Lazarova
Heinz Sonderegger
Ingeborg Franke