Werden auch Schweizer Kinder immer bewegungsfauler und schwerer? Das Institut für Bewegungswissenschaften und Sport beschäftigt sich intensiv mit dieser Frage und zeigt Ihnen an der «Scientifica 2011», mit welchen Tests Primarschülerinnen und –schüler in verschiedenen Schweizer Städten auf ihre Fitness geprüft werden.
Die Meinung ist gemacht. Unsere Kinder bewegen sich immer weniger, sie haben Mühe mit ihrer Körperkoordination und Fitness. Und: sie werden immer schwerer.
Doch stimmt das überhaupt? Studien für die Schweiz fehlen bisher weitgehend, so dass keine verlässlichen Daten vorhanden sind.
Unter dem Motto «Wir bewegen Zürich» gehen das Institut für Bewegungswissenschaften und Sport der ETH Zürich und die Zürcher Kantonalbank diesen Aussagen auf den Grund: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler testen jährlich alle Erstklässler der Städte Zürich (seit 2005), Winterthur (seit 2008) und Bülach (seit 2009) auf ihre motorische Leistungsfähigkeit sowie Gewicht und Grösse. Zudem verfolgen sie im Rahmen einer Längsschnittstudie in Winterthur einen ganzen Schuljahrgang von 900 Kindern durch die Primarschulzeit. Seit 2005 wurden über 25‘000 Kinder getestet, so dass ein vertiefter Einblick in die motorische Fitness von Kindern beziehungsweise die Bestimmung wichtiger Einflussfaktoren auf die motorische Entwicklung möglich wurde.
Da die sportmotorische Bestandesaufnahme (SMBA) im Schulumfeld stattfindet, wird auf zeitlich und technisch aufwändige Testverfahren verzichtet. Dass die Aufgaben, die den Schülerinnen und Schülern gestellt werden, trotzdem nicht einfach sind, können Besucherinnen und Besucher der «Scientifica 2011» selber am Beispiel des Tappings und des zweibeinigen Seitwärtsspringens erleben.
Die Erkenntnisse der SMBA kommen auch direkt der Sportpolitik zu Gute, indem Grundlagen für eine zielgerichtete Bewegungsförderung erstellt werden. Ein Beispiel hierfür ist die von den ETH-Forschenden erstellte motorische Landkarte der Stadt Zürich, die in grafischer Form die lokalen Unterschiede der bei Erstklässlerinnen und Erstklässlern gemessenen motorischen Leistungsfähigkeit aufzeigt.
In der Bewegungswissenschaft gehört die Leistungsdiagnostik zum täglichen Handwerk. Bei Kindern und insbesondere im Schulumfeld kommen aber einige Faktoren dazu, welche die wissenschaftliche Arbeit erschweren. Für unsere Anliegen ist v.a. eine flächendeckende Sichtung in einem zeitlich machbaren Rahmen wichtig, da die Daten auch für Selektionen zu Förderprogrammen für motorisch schwache bzw. begabte Kinder genutzt werden.
Prof. Kurt Murer
Dr. Roland Müller
Dr. Laura Tomatis
Jessica Siegenthaler
Andreas Krebs