Die Macht des Staunens

Prof. Dr. Mireille Schnyder, Deutsches Seminar, UZH

Wir staunen über das Neue, das Unerwartete, das noch nie Gesehene. Wissen aber hat oft mit Unsichtbarem zu tun, mit Theorien und Hypothesen, die sich in Formeln oder anhand von Wirkungszusammenhängen darstellen lassen. Die menschliche Vorstellungskraft und Kommunikationsfähigkeit erschaffen wissenschaftliche Fiktionen. Wenn diese Fiktionen zu Fakten werden, sich der Traum verwirklicht und die Vorstellung zum Bild wird, staunen wir. So jüngst, als das Unsichtbare sichtbar wurde und Astronomen den Schatten eines Schwarzen Lochs erhaschten. Strategien, um Staunensmomente zu erzeugen, haben in der Wissenschaft eine grosse Bedeutung. Sie versprechen Wahrheit, wecken Neugier und legitimieren die abstrakte Forschung. Und sie sind an der Hierarchisierung von Wissensformen und Forschungsgebieten beteiligt. Der Kurzvortrag fragt nach der Macht des Staunens im Wissenschaftsbetrieb.