Wenn Naturschutz zum Risiko wird

Überall auf der Welt sind Gesellschaften komplexen Risiken ausgesetzt. Doch ihre Einschätzung und der Umgang damit unterscheidet sich je nach Kultur sehr stark. Am Beispiel des Masoala Nationalparks in Madagaskar zeigt sich, wie gut gemeinte westliche Interessen für die Anrainer zu Risiken werden können.

Klimawandel, Kriege, Migration, Globalisierung, die Industrialisierung der Landwirtschaft und Land Grabbing behaften das Leben in allen Gesellschaften mit komplexen Risiken und Unsicherheiten. Halten wir die Menschen in aussereuropäischen Regionen nicht oft für Verlierer der Globalisierung? Denken wir nicht, sie seien weniger fähig oder gar ohnmächtig im Umgang mit Risiko und Unsicherheit? Wissen wir genug über ihre Handlungsmöglichkeiten? Müssen wir nicht vermehrt das Gespräch mit ihnen suchen und gemeinsam handeln, um Risiken zu verringern?

Zu allen Zeiten sahen sich Gesellschaften mit Risiken des Alltags konfrontiert. Gesellschaften verfügen über eigene Sichtweisen und Strategien, mit Gefahren umzugehen oder gegen sie vorzubeugen. Wie stellen sie sich den Herausforderungen, wie reflektiert man anderenorts darüber? Wie handelt man langfristig vorbeugend gegen Gefahren? Oder: Was würden Gesellschaften an Wissen, Techniken, und Massnahmen benötigen oder entwickeln müssen, um Risiken aus eigener Kraft zu minimieren? Welche Emanzipationsprozesse und Bedingungen wären dazu erforderlich?

Es gehört zu den wichtigen Zielen der Ethnologie, Innenperspektiven in Gesellschaften zu erschliessen. Damit kann sie die Anliegen dieser Menschen quasi hierher übersetzen und ihnen in der westlichen Welt Gehör verschaffen. Entwicklungshilfe und Hilfsmassnahmen könnten verbessert werden, wenn man lokale Kulturen der Risikoprävention kennen würde.

Wir stellen an unserem Stand das Forschungsprojekt «Masoala Nationalpark» vor, das sich mit den Risiken der Errichtung eines Nationalparkes für dessen Anrainer befasst.

Beteiligte

Prof. Dr. Mareile Flitsch
Prof. Dr. Peter Finke
Dr. Eva Keller
Juliane Neuhaus
Stefan Leins
Susanne Maner