Schwindendes Eis, neue Seen: neue Risiken in den Alpen?

Wenn die Gletscher in den Alpen schmelzen entstehen hunderte neue Seen. Die grossen Wassermassen in einem unstabilen Umfeld können ein Risiko für die darunter liegenden Alpentäler bilden. Spezifische Vermessungs- und Berechnungsmethoden helfen, diese Risiken einzuschätzen.

Computer-Simulation Gletscherseeflut

Die Computersimulation zeigt, wo nach dem Ausbruch eines Gletschersees Überschwemmungen drohen.

Entstehung Gletschersee

Ein aktuelles Beispiel, wo ein See an Stelle eines Gletschers entsteht: Der Chüebodengletscher und der Geerensee am Nufenepass (Foto: September 2011)

Vermessungsarbeit

Geographen bei der Vermessungsarbeit: Die neuen Seen sind nicht klein und verändern sich fortlaufend.

Die Gletscher in den Alpen schmelzen rasant. Dadurch entstehen in den Gletschervorfeldern zahlreiche neue Seen. Gleichzeitig werden die Felsflanken zunehmend instabil, weil der Druck des Gletschers wegfällt und der Permafrost auftaut. Die neuen Seen im Hochgebirge liegen deshalb in einer Landschaft mit zunehmenden Ungleichgewichten. Das Risiko steigt, dass Eis- oder Felsstürze in einen See niedergehen und eine Flutwelle auslösen. Diese könnte den Seedamm überschwappen oder durchbrechen, sich im darunter liegenden Tal fortsetzen und Murgänge auslösen, was eine Gefahr für die dicht besiedelten Alpentäler darstellt.

Die zuständigen Behörden müssen rechtzeitig risikoreduzierende Massnahmen zum Schutz von Menschen, Siedlungen und Infrastruktur einleiten und umsetzen. Wir unterstützen sie darin, indem wir Wissensgrundlagen zu Veränderungen und Gefahrenprozessen im Hochgebirge erarbeiten.

An unserem Stand können Sie die Methoden und Resultate unserer Hochgebirgsforschung aktiv erleben. Am Beispiel des Grossen Aletschgletschers können Sie selber herausfinden, wo nach der Gletscherschmelze neue Seen zu erwarten sind.

Fotographien und Computersimulationen von Seeausbrüchen in Südamerika veranschaulichen die Gefahren, die von den neuen Seen ausgehen können. An einem Modell können Sie die Ausbrüche eigenhändig nachstellen und verschiedene Möglichkeiten ausprobieren, die Risiken zu verringern. Sie können auch eigenhändig das ferngesteuerte Boot, GPS und Echolot bedienen, mit dem wir für Risikoanalysen im Gebirge die Wassertiefe von Seen messen.

Links

Nationales Forschungsprogramm «Nachhaltige Wassernutzung» (NFP 61)

Videos

NFP 61: «Seen als Folge schmelzender Gletscher: Chancen und Risiken»
Schweizer Radio und Fernsehen (SRF): «Hunderte neue Seen nach der Gletscherschmelze»

Beteiligte

Prof. Dr. Wilfried Haeberli
PD Dr. Christian Huggel
Yvonne Schaub
Nico Mölg