Prof. Dr. Gesine Krüger, Historisches Seminar, Universität Zürich
Im Vortrag geht es um die Frage, warum (historische) Fotografien eine geradezu magische Wirkung entfalten können, die allerdings in ihrem Realismus liegt, auch wenn wir genau wissen, dass ein Apparat die Licht-Bilder hervorgebracht hat. Aus der Vergangenheit treffen uns Blicke, wir schauen in Augen, die scheinbar zurückschauen. Wir sehen Menschen in eigentümlichen Kleidern und Interieurs, mit Posen und Gesten, die fremd und vielleicht schwer zu entschlüsseln sind. Hat die heutige Selfie-Kultur noch etwas mit den früheren Formen der Selbstdarstellung und der Fotografie zu tun, als Negative entwickelt werden mussten, Filme teuer waren und Fotoapparate nicht telefonieren konnten? Und wie gehen andere Kulturen mit Fotografie um? Sollen Portraits möglichst ähnlich und realistisch sein oder einem Ideal entsprechen, dem mit Retusche und anderen Formen der Bildbearbeitung nachgeholfen wird? Können Bilder etwas tun oder tun nur wir etwas mit ihnen? Der Vortrag möchte zeigen, warum sich die Geschichtswissenschaft mit Bildern befassen sollte.