Prof. Dr. Lukas Keller, Direktor, Zoologisches Museum, UZH
Ein Steinbock am Pilatus stellt seine Hörner zur Schau.
Eine Biologin misst die Hornlänge eines verstorbenen Steinbocks in Italien.
Eines der auffälligsten Merkmale des Steinbocks sind seine Hörner. Bei alten Böcken sind diese so lang, dass sie sich damit am Rücken kratzen können. Die Hörner sind jedoch nicht nur eindrückliche Stirnwaffen und extravaganter Kopfschmuck, sondern verraten eine Menge über ihren Träger: Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand, Ernährung, und vieles mehr. Denn das Horn wird vom Steinbock zeitlebens aufgebaut und enthält so seine ganze Lebensgeschichte. An gewissen Stellen ist im Horn auch ein wenig der Erbsubstanz enthalten. Diese erlaubt Rückschlüsse auf die genetische Abstammung eines einzelnen Steinbocks und auf die Geschichte einer ganzen Steinbock-Population. Dies ist gerade beim Alpensteinbock sehr spannend, hat er doch eine bewegte Geschichte hinter sich: vom Beinahe-Aussterben bis hin zu Entführungen! Wie die Biologinnen und Biologen lesen wir in den Steinbockhörnern wie in einem Buch und diskutieren zusammen unsere daraus gewonnenen Einblicke und Erkenntnisse.